Projektionsrücknahme
Als Lehrerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich öfter verärgert war z.B. über das Verhalten einzelner Schüler*innen.
In der Reflexion über die für mich unbefriedigende Situation habe ich erkannt, dass dieser Ärger auch etwas mit mir selbst zu tun hat, mit meiner Wahrnehmung, mit meinen inneren psychologischen Prozessen. Ich habe mich damit auseinandergesetzt und in Prozessen (unter anderem der Projektionsrücknahme) Erkenntnisse erworben, welche meine eigenen Anteile an dem Ärger sind und dadurch Wege gefunden, anders mit schwierigem Verhalten von Schülerinnen und Schülern umzugehen.
Es war sehr entlastend und darüber hinaus unglaublich wertvoll zu erleben, wie die Beziehung zu einem vielleicht insgeheim abgelehnten Schüler oder abgelehnten Schülerin aufgrund einer Projektion sich genau in ihr Gegenteil verwandelte. Ich erhielt auf einer ganz anderen tieferen Ebene einen Bezug zu dem Menschen. Dies förderte sehr vorteilhaft das authentische Verhalten gegenüber dem Schüler, der Schülerin: dort, wo es angebracht war, klare Grenzen zu setzen bei gleichzeitiger sehr tiefer, wohlwollender Zuwendung. Und dies immer, ohne selbst meine Grenzen zu überschreiten. Dabei entwickelte sich auch der eigene Beobachter, der hilfreich ist, um Verwicklungen jeglicher Art frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Natürlich braucht es den Mut zur Innenschau. Belohnt wird es mit Zufriedenheit, mehr Ausgeglichenheit und weniger bis gar kein Ausgebranntsein.
Diese Selbstfürsorge wirkte sich nachhaltig, bis zum Ende meiner langen Tätigkeit als Lehrerin, durch mehr Freude und Energie aus. So konnte ich gesund und lebensfroh in Rente gehen.